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Burghard Schalhorn ist wieder da
Kreistagspolitiker saß zwei Wochen in Australien fest / Die Rückkehr gelang mit einem Flug des Auswärtigen Amts

KLEIN NORDENDE Zwei Wochen lang sitzt Burghard Schalhorn, Kreistagspolitiker der KWGP aus Klein Nordende, am anderen Ende der Welt fest. Im australischen Brisbane besucht er eine Verwandte (wir berichteten). Dann kommt die erlösende Nachricht: Mit einem vom Auswärtigen Amt organisierten Flug geht es endlich nach Hause. Seit Montag ist er wieder in Klein Nordende.
Schalhorn war am 2. März mit Frau und Schwägerin an die australische Ostküste geflogen, um eine Verwandte zu besuchen. Es sah nach einem Traumurlaub aus. „Queensland gilt als Sonnenstaat Australiens. Wir hatten jeden Tag um die 31 Grad“, sagt Schalhorn nach seiner Rückkehr. Brisbane, die Hauptstadt Queenslands, sei einfach schön. „Die Stadt ist wie geleckt. Es gibt keine Verunstaltungen durch Sprayer, keinen Müll auf der Straße, überall saubere Ruhebänke aus Edelstahl und sogar öffentliche Grillplätze. Die sind ebenfalls top gepflegt“, schwärmt der 78-Jährige. Auf dem Programm standen Touren durch den Busch, der Besuch einer Krokodilfarm und Entspannung am Strand. „Die Landschaft dort ist einfach großartig.“
Doch nach etwa zwei Wochen ist klar: Das Coronavirus macht sich auch in Australien rasant breit. Es gelten ähnliche Einschränkungen wie in Deutschland. Die meisten Geschäfte sind geschlossen. Nur noch Ärzte, Supermärkte und Tankstellen sind geöffnet. Es gelten 1,5 Meter Mindestabstand.
„Die Polizei greift da auch wirklich durch“, sagt Schalhorn.
Am 23. März soll es zurückgehen. Kurz vorher versucht Schalhorn den Check-In bei der gebuchten Fluglinie. Doch nichts geht mehr. Die Schalhorns sitzen in Australien fest. Etwa 16 000 Kilometer Luftlinie trennen sie vom heimatlichen Klein Nordende. Es beginnen nervenzehrende Tage mit zahlreichen Anrufen bei der deutschen Botschaft, dem Auswärtigen Amt (AA) in Berlin, Helfern aus Deutschland und dem Honorarkonsul in Brisbane.
Auf das Außenamt ist Schalhorn nicht gut zu sprechen: „Die waren völlig überfordert. Niemand konnte uns sagen, was Sache ist.“ Anrufe in der Botschaft seien nicht entgegengenommen worden.
Erst nach einem Bericht über die Schalhorns in unserer Zeitung kommt Bewegung in die Angelegenheit. „Die Bundestagsabgeordneten Ernst Dieter Rossmann und Michael von Abercron haben mich kontaktiert und mit Informationen versorgt. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.“ Und offenbar hat auch der Honorarkonsul in Brisbane den Beitrag gelesen. „Der hat sich anschließend bei mir gemeldet und sich wirklich um uns gekümmert“, sagt Schalhorn.
Die Botschaft meldet sich auch bei der unserer Redaktion. Die Betroffenen seien nirgends registriert, sagt ein Mitarbeiter. Also könne auch kein Rückflug organisiert werden. Schalhom möge sich so schnell wie möglich bei der Botschaft oder einem Konsulat melden. Der 78-Jährige widerspricht: „Natürlich hatten wir uns registriert. Wir sind sogar regelmäßig aufgefordert worden zu melden, ob wir noch in Australien sind“, sagt der Politiker.
Am Freitag, 3. April, steht dann fest: Es geht nach Hause. „Wir standen wie 200 andere Deutsche auf einer Liste des Auswärtigen Amtes“, sagt Schalhorn. Am Sonntag, 5. April, hebt gegen 15 Uhr Ortszeit eine Maschine der deutschen Condor ab. „Es war genug Platz für alle. Wir konnten den Abstand wahren“, sagt Schalhorn. Mit Zwischenstopp zum Tanken im thailändischen Phuket geht es in 22 Stunden nach Frankfurt am Main, von dort mit dem Zug nach Hamburg und weiter nach Elmshorn. Nach fast 30 Stunden sind die Schalhorns wieder daheim. „Ich bin kein Nörgler. Aber das hat alles ganz schön geschlaucht.“
Nachdem der Bericht über die Schalhorns erschienen war, hatte es kritische Leserbriefe gegeben. Eine Reise sei unverantwortlich. Schließlich sei die Corona-Pandemie längst bekannt gewesen, hieß es darin unter anderem. Schalhorn reagiert gereizt: „Das ist wie mit ’nem Hahn, der versucht, ein Ei zu legen. Der hat einfach keine Ahnung.“ Kurz vor der Abreise habe er sich beim Auswärtigen Amt erkundigt. „Es gab keine Reisewarnung.“ Tobias Thieme