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Ärger um Radschnellweg
Vereine im Liether Moor kritisieren mangelnde Transparenz bei der Planung

KLEIN NORDENDE „Es wird zurzeit über uns und über das Liether Moor gesprochen, aber nicht mit uns. Wir haben viele Fragen“, sagen Martin Röseke und Jörg Bendmann, Erster und Zweiter Vorsitzender des Betreuungsvereins Liether Moor. Das Thema, das den Betreuungsverein, die Jagdvereinigung Klein Nordende, den Ortsbauernverband, die Arbeitsgruppe Liether Kalkgrube und den Robustrinderverein beschäftigt, ist der geplante Radschnellweg von Elmshorn nach Hamburg. Ein Teil dieses Fahrradschnellweges soll durch das Liether Moor führen.
Der Hintergrund: Im September 2019 hatte der Kreis Pinneberg zu einem Ideenworkshops zur Machbarkeitsstudie für den Radschnellweg Elmshorn-Hamburg eingeladen. An diesem Workshop nahmen Röseke und Bendmann teil. Ein wesentlicher Teil dieser Veranstaltung war die Arbeit in Kleingruppen, um über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Trassenvarianten zu diskutieren.
Die Vertreter des Betreuungsvereins Liether Moor beteiligten sich in der Arbeitsgruppe für die Trasse Elmshorn-Tornesch. Zwei Varianten - „B“ (östlich der Bahnstrecke durch das Liether Moor) und „C“ (westlich der Bahnstrecke über Klein Nordende und Tornesch) - wurden beleuchtet. Kriterien, wie eine direkte Verbindung, wenig Konflikte zwischen Rad und Auto, gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr,
Siedlungsnähe, ökologische Vertretbarkeit, Ausstattung des Weges und geringe Eingriffe in die Natur, wurden diskutiert. Aus dieser Diskussion heraus wurde eine neue Variante, eine Kombination von „B“ und C“ entwickelt, die von der Mehrheit der Arbeitsgruppe für gut befunden wurde. „Diese Kombination wäre siedlungsnah, in Sachen Landwirtschaft nahezu konfliktfrei, hätte zahlreiche Anbindungsmöglichkeiten an den ÖPNV und bezieht Heidgraben mit ein“, so Martin Röseke.
Diesem Ideenworkshop schloss sich ein weiterer an. Hier waren die Vertreter der Kommunen eingeladen. „Wir wurde über die Ergebnisse leider nicht informiert. Wir hatten nur den Eindruck, dass alles, was wir vorher erarbeitet hatten, plötzlich Makulatur war“, so Röseke und Bendmann. Informationen über diese Sitzung, so die beiden, gab es nicht. Auf Nachfrage im Wegeausschuss der Gemeinde Klein Nordende gab es zur Antwort, dass diese Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hätte.
Um von Seiten der Vereine, die im Liether Moor aktiv sind, ein Stimmungsbild zu erhalten, trafen sich deren Vertreter und die Vorsitzende des Umweltausschusses Andrea Gentzsch. Alle einte das Gefühl, dass die Planungen für den Radschnellweg bisher deutlich weniger transparent waren als vom Kreis versprochen. Diskutiert wurden während des Treffens die Trassenvarianten, die Möglichkeit, die vorhandenen Straßen zu nutzen, den Durchgangsverkehr per Pkw aus dem Moor raus und Fahrradfahrer in das Moor rein zu bringen. Auch die mögliche Beleuchtungsproblematik wurde besprochen und als Alternative ein reflektierender Straßenbelag in Spiel gebracht. Gentzsch machte deutlich, dass für sie das Liether Moor ein Gebiet ist, in dem man die Seele baumeln lassen kann: „Hier will ich nicht schnell durch.“ Die Vereinsvertreter einigten sich schließlich darauf, dem Kieler Umweltminister Jan-Phillip Albrecht einen Brief zu schreiben und ihn auf das Konfliktpotential zwischen dem Landschaftsschutzgebiet „Liether Moor“ und dem Radschnellweg hinzuweisen.
„Warum muss der Radschnellweg durchs Liether Moor? Entlang der alten Bundesstraße 5 gibt es bereits einen Fahrradweg, der ausgebaut werden könnte und den Wunsch nach einer schnellen Verbindung erfüllen würde?“, fragt der Vorstand des Betreuungsvereins Liether Moor. Schlussendlich wünschen sich alle Vereine eine transparente Kommunikation. Und mit Blick auf die Gemeinde Klein Nordende sagten Röseke und Bendmann: „Der Verein wurde auf Wunsch und Initiative der Gemeinde 2001 gegründet. Der Bürgermeister ist als Beisitzer im Vorstand vertreten“. Beide wundern sich über die mangelnde Kommunikationsbereitschaft der Gemeinde. Meike Kamin